Jagdwaffen und Munition
Fachtext erstellt von Hermann Waibel
Leider gibt es keine einfache Antwort, welche Waffe mit welcher Munition man für die Jagd verwenden soll. Wichtiger ist viel mehr der Umstand, wie präzise man mit den gewählten Waffen/ Munitionskombination trifft. Die Wahl des Waffensystems (Repetierer, Kipplaufbüchse, Kombinierte Kipplaufbüchse, Halbautomat, Unterhebelrepetierer oder Vorderschaftrepetierer) des Kalibers und Geschosses sollte auf den Einsatzzweck abgestimmt sein. Ein Hirsch oder Wildschwein wird einen Gescheidetreffer auch mit einer Magnumpatrone mit einer langen Flucht quittieren, dagegen ein Standartkaliber in der Kammer schnellen Erfolg bringen. Geschossdurchmesser, Geschossgewicht und Geschwindigkeit sind nur zweitrangig. Viel mehr zählt ein präziser Treffer im vitalen, Herz-Lungen-Bereich des beschossenen Tieres. Es ist entscheidend für den Jäger, die Anatomie des Wildes zu kennen und auch die Schussdistanz realistisch abschätzen zu können. Die Disziplin nur zu schiessen, wenn man sich eines tödlichen Treffers sicher sein kann, ist Grundprinzip jeder Jagd. Dabei die eigenen Schiessfähigkeiten (kniend, sitzend, liegend, stehend angestrichen oder stehend frei) trainiert und verinnerlicht hat. Man sollte gewährleisten können, dass man in genannten Schiesspositionen, ständig in der Lage ist, den vitalen Bereich des bejagten Tieres sicher zu treffen. Training nur auf dem Schiessstand unter besten Bedingungen (Sandsack, Dreipunktauflage und beste Schusswinkel) führen nur zu Selbstüberschätzung und helfen auf der Jagd wenig.
Zurück zur Kaliberfrage (Schalenwild). Solange das gewählte Kaliber dem Wild entsprechend ausgewählt wurde und ein hochwertiges Geschoss gebraucht wird, kann der Jäger seine Beute schnell und human mit einem präzisen Treffer erlegen. Zudem helfen die Jagdbehörden bei der Kaliberauswahl mit den gesetzlichen Vorgaben.
Mit Standard-Kalibern, wie 270 Winchester, 308 Winchester, 30.06 Springfield, 7x64, 8x57 IS, 7.5x55 Swiss kann mit der richtigen Patronen/Geschosswahl, jedes in der Schweiz beheimatete Wild erlegt werden. Sollten Sie bereits eine Waffe in einem Kaliber in diesem Kaliberbereich besitzen und in der Lage sein bis auf 200 Meter ein Geschoss in den Herz-Lungenbereich eines Schalenwildes zu platzieren, steht dem Jagderfolg nichts mehr im Weg.
Die ausgewählte Waffe (Waffensystem) sollte ihnen liegen. Viele Jäger glauben, dass nur mit Magnumkalibern Schalenwild erfolgreich erbeutet werden kann. Das ist nicht wahr. Der Rückstoss und Lärm der Magnum Kaliber überfordert viele Nutzer. Es ist sehr schwer sich auf den Schuss zu konzentrieren, wenn das Gehirn die Erfahrungen des letzten schmerzhaften Schusses in Erinnerung bring und der Körper die schmerzhaften Empfindungen zurückholt. Schlechte Treffer oder gar Fehlschüsse sind die Folge. Man trainiert dann so wenig wie möglich und möchte so die negativen Schusserfahrungen ausblenden. Man vertraut auf die Mehrleistung der Patrone und vergisst, dass nur ein Treffer in den vitalen Bereich zum Erfolg führt. Besser nur ein Magnumkaliber auswählen, wenn man damit gleiche Trefferbilder erzielt, wie mit den Standardkalibern. Viele Jäger wollen unbedingt Magnum-Kaliber einsetzen und wählen daher Hilfsmittel wie Mündungsbremsen, um das rückstossstarke Kaliber unter Kontrolle zu bringen. Mündungsbremsen sind sehr effektiv. Leider kein Licht ohne Schatten. Eine Mündungsbremse verstärkt den Mündungsdruck (muzzle blast) und den Lärm. Wer schon einmal neben einem Schützen mit einem Magnumkaliber (und auch Standartkaliber) und Mündungsbremse geschossen hat, wird sofort das Problem erkennen. Unangenehm dürfte den Zustand am besten treffen. Und wenn nur schon auf dem Schiessstand jeder vom Lärm und der Druckwelle belästigt ist, kann man sich vorstellen, wie die Nebenwirkungen auf der Jagd sind. Liegend schiessen wird zum Erlebnis und auch das Schiessen aus einer geschlossenen Kanzel eher unerfreulich. Man muss schon gut abwägen, ob die Nutzung einer Mündungsbremse sinnvoll ist. Bei Auslandjagden sehen viele Jagdführer die Verwendung von Mündungsbremsen gar nicht gerne oder verweigern sogar deren Nutzung.
Auch Magnumkaliber können schmerzfrei ohne Mündungsbremse genutzt werden. Voraussetzung das Gewicht der Waffe wird erhöht oder ein Mass-Schaft verwendet. Auch die neuen Kunststoff- und Carbonschäfte können bei einer Magnumbüchse zu komfortablem Schussverhalten führen.
Ob Magnum oder Standartkaliber eine komfortable Büchse hilft massiv bei der Trefferleistung und steigert die Freude mit der Waffe zu schiessen. Für die meisten Jäger wird eine 7x64 oder 30.06 Springfield schon als oberstes Limit, was Rückstoss anbelangt, angesehen. Hier wäre dann ratsam, sich mit Waffen im Kaliber 308 Winchester oder 270 Winchester näher zu befassen.
Ueber den Waffentyp möchte ich mich nicht äussern. Hier sollte jeder seine eigene Vorliebe ausleben. Was für den einen Zucker ist, ist für den Anderen Gift.
Schweizer Schalenwild bewegt sich von Reh bis Hirsch. Grundsätzlich sollte man immer ein Kaliber wählen, dass alle auf der Jagd vorkommenden Schalenwildarten abdeckt. Für die Gebirgsjagd bietet sich sicher ein Kaliber mit gestreckter Flugbahn an, da dort die Distanzen eher Richtung 200 Meter gehen können, als bei der durchschnittlichen Waldjagd.
Für Safari Jäger ergibt sich noch ein anderer Fokus (Grossraubwild) und die Kaliber/Geschosswahl ist noch entscheidender.